XPlanung im Kreis Kleve

Interview XPlanung im Kreis Kleeve
Interview XPlanung im Kreis Kleeve

Interview aus dem Widemann-Journal Ausgabe 2 2022: Herr Jens Garbang, Geschäfts­stellenleiter Widemann Systeme NRW, interviewte Herrn Walter Schlaghecken vom Kreis Kleve zum Thema XPlanung und wie der Kreis die Kommunen bei der Umsetzung des digitalen Standards unterstützt.­

J. G.: Hallo Herr Schlaghecken, Sie arbeiten für die Kreisverwaltung Kleve im Fachbereich für Kataster und Vermessung und sind dort unter anderem für XPlanung zuständig. Wie kam es dazu und wie sehen Ihre Aufgaben rund um XPlanung auf Kreisebene aus?

W. S.: Ich arbeite in der Abteilung Kataster und Vermessung schon seit über 30 Jahren. Von Anfang an hingen meine Tätigkeiten mit Digitalisierung zusammen.

J. G.: Vor welchen Herausforderungen standen Sie und der Kreis Kleve bei der Umsetzung des verbindlichen Standards XPlanung? Was sind die Aufgaben und Ziele aus Sicht der Kreisverwaltung?

W. S.: Als wir uns 2019 näher mit dem Standard XPlanung beschäftigt haben, erkannten wir, dass wir mit unseren vorhandenen Daten gar nicht so weit vom geforderten Standard entfernt waren. Geltungsbereich, zugehörige PDF und sogar die georeferenzierte Bilddatei waren schon vorhanden. Nur das Datenformat stimmte noch nicht.

Bei näherer Beschäftigung mit dem Thema erkannten wir zusätzlich, dass wir Mehrwerte der XPlanung erhalten, wenn wir über die Pflicht hinausgehen. Daraus entwickelten wir unser Konzept: Mit der Umsetzung nach XPlanung versetzen wir die Kommunen wieder in die Lage, selbstständig mit ihren Daten umzugehen. Zusammen mit unserer Datenzentrale, dem kommunalen Rechenzentrum Niederrhein, kurz „KRZN“, setzen wir in Kürze alle Geltungsbereiche der Kommunen in die Struktur von XPlanung um. Mit der Entscheidung, den Altbestand an Bebauungsplänen vollvektoriell zu erfassen, haben wir dann die Vorteile, die XPlanung verspricht: Einheitliches Austauschformat, einheitliches Format und damit gemeinsame vektorielle Darstellung mit Abrufmöglichkeiten von Attributen, Auswertemöglichkeiten (wie viel Wald, wie viel Gewerbefläche gibt es), 3D-Darstellungen der maximalen Bauausnutzung und vieles mehr.

J. G.: Inwiefern müssen Sie dabei mit Verwaltungseinheiten über und unter Ihnen kommunizieren?

W. S.: Im Vorfeld war Kommunikation das Wichtigste. Die Kommunen müssen das Vertrauen haben, dass ich ihre Daten sorgsam weiterentwickle und dass das zum Vorteil der Kommune ist. Die Kommunen müssen sich nun aber auch verpflichten, ihre Bestände fürs GIS aktuell zu halten.

Innerhalb der Kreisverwaltung wurde das Vorhaben bis hin zur Kämmerei kommuniziert. Da es sich um ein Digitalisierungsvorhaben handelt und sich alle politischen Parteien Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung auf ihre Fahnen geschrieben haben, gab es auch hier keine Schwierigkeiten, entsprechende Haushaltsmittel zu generieren.

J. G.: Welche Aufgaben übernimmt die Kreisverwaltung bezüglich XPlanung selbst?

W. S.: Der Kreis Kleve übernimmt das Handling zur Vorbereitung der Bebauungsplandaten für die Umsetzung. Das ist in der Masse die Abstimmung der Dateinamen zwischen Geltungsbereichsattributen, der pdf-Datei und der georeferenzierten Bild-Datei. Zur vollvektoriellen Erfassung übernimmt der Kreis Kleve die Ausschreibung der Digitalisierung und die technische Prüfung der Daten bis hin zur Bereitstellung.

J. G.: Auf welche Kriterien achten Sie bei der Auswahl von Dienstleistern und gibt es entsprechende Pflichtenhefte?

W. S.: Der Markt der Firmen, die solche Digitalisierungen durchführen ist noch sehr begrenzt. Bei meinen ersten beiden europaweiten Ausschreibungen und bei den Ausschreibungen des Landes NRW im Umfeld der RahmenVertragsInitiative sind derzeit nur 6 Firmen am Start. Mit allen Firmen hatte ich bereits Auftragsbeziehungen; alle verstehen ihr Geschäft.
Seit 2022 gibt es in NRW ein MusterPflichtenheft des Landes für die Neuerfassung von Bebauungsplänen und ein Pflichtenheft der RahmenVertragsInitiative NRW zur XPlan-konformen Digitalisierung von bestehenden Bebauungsplänen. Das am Anfang eigenständige Pflichtenheft für den Kreis Kleve ist inzwischen eine Spezifikation des Pflichtenheftes der RVI NRW.

J. G.: Wie werden die fertigen Pläne aktuell und zukünftig der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt?

W. S.: Unsere Datenzentrale, das KRZN, baut gerade die entsprechende Produktionsumgebung über die XPlanBox auf. Für 3 Kommunen habe ich bereits die vollvektoriellen XPlan-konformen Daten bereit liegen. Diese werden direkt eingespielt. Bei den anderen 13 Kommunen werden zunächst die Umringsszenarien (per Knopfdruck) erzeugt und dann ebenfalls eingespielt.
Alle Daten werden von Anfang an per WMS- und WFS-Dienst im internen Netz, aber auch im Internet zur Verfügung stehen. Außenstehende können sich die Daten über unser Geoportal-niederrhein.de jederzeit im Internet ansehen.

Über den WFS werden die Daten in Kürze auch ins 3D-Stadtmodell weitergeleitet und dort können die überbaubaren Flächen dann als maximal-bebaubarer 3D-Kubus -zusammen mit der vorhandenen Bebauung- angesehen werden.

J. G.: Inwiefern arbeiten die Kreisverwaltung Kleve oder Dritte bereits mit den erstellten XPlänen?

W. S.: Da die Daten wahrscheinlich nicht vor Dezember 2022 in Produktion sind, kann noch keiner so richtig mit den Daten arbeiten. Vorweg hat aber z. B. das Land NRW Daten bekommen um zu testen, ob am Portal bauleitplanung.nrw.de Änderungen für den WFS-Dienst vorgenommen werden müssen, wenn wir dann plötzlich mit einem XPlanungskonformen WFS-Dienst um die Ecke kommen. Des Weiteren wurden unsere Daten auf der diesjährigen INTERGEO 2022 am Gemeinschaftsstand von VirtualCitySystems und Widemann präsentiert. Dort wurde am Beispiel der Kreis Klever Kommune Kevelaer gezeigt, wie mit WS LANDCAD XPlan-konforme Daten erzeugt werden und VCS zeigt diese Daten dann im 3D Stadtmodell mit den aus den XPlan-konformen Daten erzeugten max. 3D-Planungskuben. Da kann man schon viel besser abschätzen, wie die Festsetzungen des Bebauungsplanes gegenüber der vorhandenen Bebauung wirkt. Das ist genau einer der Mehrwerte von vollvektoriellen XPlanungsdaten.

J. G.: Welchen Rat würden Sie anderen Behörden, die XPlanung etablieren wollen, mit auf den Weg geben?

W. S.: Oh, das ist nicht ganz so einfach, weil die Voraussetzungen in den Kommunen so unterschiedlich sind.

Kleinere Kommunen in NRW, die keine Unterstützung eines Rechenzentrums oder des Kreises haben, sollten einen ersten Auftrag (z. B. einen Bebauungsplan mit drei Änderungen) über die RVI als Umringsszenario vergeben. Den Umring lässt sich die Kommune vom Dienstleister zusätzlich als Shapedatei geben. Diese Shapedatei lädt die Kommune in bauleitplanung.nrw.de hoch und hat damit die Pflichten nach dem Baugesetzbuch zur Veröffentlichung von Bebauungsplänen und von INSPIRE xplankonform erfüllt. Da die Kommune jetzt das Prozedere kennt, kann sie weitere Aufträge über die RahmenvertragsInitiative machen.

Kommunen außerhalb NRWs müssen sich einen Dienstleister suchen, der ihnen das Umringsszenario für sie XPlan-konform erfasst. Die Kommunen sollten auch frühzeitig mit ihrem Hausdienstleister für Bebauungspläne sprechen, dass möglichst bald alle neuen Daten vollvektoriell und XPlan-konform kommen müssen. Vielen Dienstleistern ist das noch neu.
Für mittlere Kommunen mit etwas technischem und Planungs-KnowHow, bei denen bereits z. B. eine Bebauungsplanübersicht vorliegt, bietet sich eine komplette Umsetzung in einem Rutsch an. Sowas geht z. B. mit einem speziellen FME-Prozess, den verschiedene Firmen anbieten.
Anschließend können dann einzelne Bebauungspläne vollvektoriell vergeben werden, um damit Erfahrung zu sammeln.

Sobald die Menge der Bebauungspläne es erfordert, sollte man über eine Datenbank zur Datenhaltung nachdenken.

Größere Kommunen oder allgemein Kommunen, die technische Unterstützung haben, kann ich den Weg empfehlen, den der Kreis Kleve geht.

Zunächst en bloc das Umringsszenario umsetzen und anschließend oder parallel, soweit Haushaltsmittel vorhanden sind, gebietsweise vollvektoriell erfassen lassen.
Die Ergebnisse sollten dann in einer entsprechenden Datenbank landen und über WMS- und WFS-Dienste in den verschiedenen Geoportalen eingebunden werden.

J. G.: Das sind sehr hilfreiche Informationen für alle Plan-Beteiligten. Ich lade Sie auch herzlich zum Austauschforum XPlanung ein, wo sich mittlerweile über 60 Teilnehmer zur Umsetzung von XPlanung in Nordrhein-Westfalen regelmäßig treffen und austauschen. Apropos regelmäßige Treffen. 2022 waren Sie u. a. Gast auf unserem WS LANDCAD-Anwendertreffen. Wie hilfreich finden Sie das Fachtreffen?

W. S.: Das Anwendertreffen hat mir gut gefallen, da verschiedenste Bereiche angesprochen wurden und die Anwender direkt bei den Vorträgen ihre Detailfragen stellen konnten. Neben den allgemeinen Informationen war überall Platz für die speziellen Fragen und der Austausch mit den anderen Zuhörern ergibt sich dann automatisch.

J. G.: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg bei der Umsetzung der XPlanung.

W. S.: Vielen Dank Herr Garbang. Ich freue mich auf die nächsten Veranstaltungen von Widemann Systeme zur XPlanung, das Austauschforum XPlanung und das Anwendertreffen 2023 in Landau.

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